Cora Jacoby zur KV Wahl 2016

Wahl 2016

Zur anstehenden Wahl der Vertreterversammlung der KV-Berlin 2016, möchte die Liste „Kooperation ist Zukunft“ mit einem ersten Artikel auf die positiven Aspekte eines angestellten Arztes im MVZ aufmerksam machen. Unser Dank gilt Frau Cora Jacoby, die uns mit ihrem Artikel einen schönen Eindruck in die Arbeitswelt einer jungen angestellten Ärztin gibt.

Angestellt im MVZ

Die ärztliche Tätigkeit als angestellte/r Ärztin/Arzt im MVZ hat große Vorteile: nicht mehr die Knochenarbeit im Krankenhaus mit Wochenend-, Nacht- und Schichtdiensten und auch nicht die eigene Praxis mit Startkapital und hoher Verschuldung, hohem Verwaltungs- und Organisationsaufwand und einsamem Arbeiten.

Auch nicht die Leitung eines MVZ, die ähnlich der eigenen Niederlassung viel Kapital und Verwaltung und abhängig von der Anzahl der Beschäftigten große Verantwortung fordert.

Es ist eine privilegierte Situation, inhaltlich ärztlich arbeiten zu dürfen und nur wenig Verwaltungsaufwand leisten zu müssen.Sehr schön ist auch das Arbeiten im Team, meistens im interdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenhang, mit Möglichkeit zum Austausch, zur gegenseitigen Fortbildung. Eine oft gelungene Mischung aus erfahrenen und jüngeren Kolleginnen und Kollegen.

Teilzeitarbeit und familienfreundliche Arbeitszeiten sind gut möglich, ein krankheitsbedingter Ausfall wird vom Team getragen und führt nicht zur Schließung der Praxis.

Natürlich ist die Arbeit im MVZ gerade so schön, wie die ärztliche Leitung gut und angenehm ist, das Konzept der gemeinsamen Arbeit mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt, das Team tragend und gegenseitig unterstützend ist und –last but not least- die Ausrichtung nicht gewinnorientiert ist, sondern das Ziel ist, gemeinsam gute, fundierte, soziale Medizin zu machen.

Und da liegt die Krux der meisten MVZ. Den Kliniken angeschlossen, dienen sie häufig der Patientenakquise und der Erhöhung der Fallzahlen. Auch im krankenhausunabhängigen Zusammenhang geht es oft um Gewinnoptimierung durch Fallzahlsteigerung.

Dadurch gerät die Behandlungsqualität schnell ins Hintertreffen. So gilt es, gemeinsam eine gute Balance zwischen Qualität und Bezahlbarkeit zu finden und sich nicht mehr als gerade notwendig den schnell wechselnden Anforderungen hinsichtlich immer wieder neuer Finanzierungsstrategien zu beugen.

Im Team sollte geklärt werden, ob IGEL-Leistungen und lukrative, medizinisch nicht notwendige Therapien angeboten und durchgeführt werden sollen, Privatpatienten/innen bevorzugt behandelt werden sollen oder mit Pharmafirmen kooperiert werden soll.

Diese Finanzierungswege sollten meines Erachtens nicht beschritten werden. Das MVZ ist nicht die Neuauflage der Poliklinik, in der es um eine bevorzugt soziale, präventionsorientierte Medizin ging, sondern es ist ein Kind des modernen Gesundheitsmarkts.

Hier bleibt trotz persönlich wenig belasteter finanzieller Situation die Verantwortung, die eigene Arbeit und die des MVZ immer wieder kritisch zu prüfen und im ständigen Diskussionsprozess das Ideal einer sozialen, nicht gewinnorientierten Medizin zu leben.

16.8.2015
Cora Jacoby